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Kathrin Weber und Axel Anderl, Wien

Collector Stories

»Kunst muss gesehen werden!«

Die beiden erfolgreichen Anwälte Kathrin Weber und Axel Anderl teilen sich nicht nur ihre Leidenschaft für Kunst, sondern auch die gemeinsame Wohnung im Dachgeschoss eines Wiener Gründerzeithauses. Als letztere zu klein für die gesammelte zeitgenössische Kunst wurde, entstand die Idee zu einem Art Space. Collectors Agenda besuchte das Sammlerpaar und erfuhr mehr von dem Bestreben, die private Sammlung nicht ausschließlich in den eigenen vier Wänden zu verstecken, sowie über den Zusammenhang zwischen Künstlerpersönlichkeit und Kaufentscheidung.

Kathrin und Axel, wodurch wurde euer Interesse für Kunst geweckt?
Kathrin: Ich hatte das Glück, dass meine Mutter sehr viel Wert auf eine humanistische Bildung gelegt hat. Sie hat mich schon in jungen Jahren in Museen mitgenommen und für Kunst begeistert. Axel und ich kennen uns schon seit Teenager-Zeiten, damals war Axels Steckenpferd die Musik.

Axel: Und Rapid [Anm.: Wiener Fußballclub]! (lacht)

K: Axel hat mir die Augen für die Musikwelt geöffnet, und ich habe ihm im Gegenzug die Kunstwelt nähergebracht. Das war ein langsames wechselseitiges Sickern. Der wirkliche Durchbruch war, als Axel beruflich sehr viel mit Künstlern zu tun hatte. Durch seine Spezialisierung unter anderem auf Urheberrecht ist er mit Künstlern wie Herbert Brandl und Erwin Wurm sowie diversen Kunstinstitutionen in Kontakt gekommen. Damals hat unsere gemeinsame Leidenschaft für die Kunst also begonnen.

A: Das war für mich der Blick hinter die Kulissen. Nachdem ich von Kathi unentwegt bearbeitet wurde, war es die unmittelbare Berührung mit Künstlern, die mir die Augen geöffnet hat. Ich konnte den Aufwand sehen, der dahintersteht, die zugrunde liegenden Ideen, aber auch den Enthusiasmus, den viele im Kunstbetrieb mitbringen. Ich bin in meiner Profession auch sehr enthusiastisch und ein extremer Dienstleister. Also verstehe und schätze ich es, wenn jemand mit einer ähnlichen Leidenschaft an Themen herangeht. Das ist mitreißend.

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Viele angehende Kunstsammlerinnen und -sammler sind sich unsicher, wie sie starten sollen, und nach welchen Kriterien sie die ersten Käufe tätigen sollen. Was verhilft euch zur Entscheidung?
K: Wir suchen immer den persönlichen Zugang zu den Künstlern und versuchen auf diesem Weg, ein Verständnis für das jeweilige Werk und die Person aufzubauen. Uns begeistern Künstler, die sich spürbar weiterentwickeln und nicht auf der Stelle treten. Über das Werk von Herbert Brandl könnte man sagen, er beschäftigt sich mit Bergen. Das mag richtig sein, aber vor zehn Jahren ist er ganz anders an das Thema herangegangen als heute.

A: Dazu kommt, dass Herbert sich auch mit vielen weiteren Inhalte beschäftigt … Um das vielleicht noch genauer auszuführen: Uns geht es am Ende des Tages darum, dass wir uns mit dem Künstler wohlfühlen. Für mich gibt es drei Arten von Sammlern. Diejenigen, die sehr viel Wert auf die Künstlerpersönlichkeit legen und nur von solchen sammeln, mit denen sie persönlich gut können. Sammler, die sagen: Ich will die Person gar nicht kennen, ich mag ausschließlich und unbeeinflusst das Werk dahinter schätzen. Und dann gibt es den Sammlertyp irgendwo dazwischen. Wir sind ganz extrem im ersten Lager. Ich muss von dem Menschen überzeugt sein ebenso wie von seinem Schaffen. Da gibt es gewisse rote Linien, die nicht überschritten werden können, wie Künstler, die mir nicht sympathisch sind, oder Künstler, in deren Vita es Vorkommnisse gibt, die ich ablehne. Ich würde nie Otto Muehl sammeln. Ich weiß, dass im Kunstbetrieb viele darüber hinwegschauen und das Werk isoliert beurteilen, aber wir können und wollen das nicht trennen.

Pflegt ihr Freundschaften mit den Künstlerinnen und Künstlern, die ihr sammelt.
K: Größtenteils ja – mit unterschiedlicher Intensität. Zu Clemens Wolf hat sich über die Jahre eine sehr gute Freundschaft entwickelt, aber auch zu Herbert Brandl und Erwin Wurm. Ich würde sagen, das geschieht je nachdem, was der Künstler zulässt, und wie es sich entwickelt.

Manche Personen lassen sich beim Aufbau einer Sammlung gerne beraten. Wie haltet ihr das? Holt ihr euch Expertenmeinungen ein vor einem Kunstkauf? Ist euch beispielsweise der Austausch mit Galeristinnen und Galeristen wichtig?

A: Nein, da stehen wir auf eigenen Beinen, auch wenn der Austausch mit Galerien für uns spannend ist und wir über Galerien kaufen. Wir sind offen für Impulse aus allen Richtungen. Uns ist es wichtig, als Mensch immer aufgeschlossen zu bleiben. Ich habe schon einige geistige Schranken in meiner Entwicklung überwunden, war, um ein Beispiel zu nennen, ein extremer Metalhead, und jetzt ist David Bowie auch einer meiner Heroes. Man muss es zulassen, über ein Genre hinaus offen zu sein. Dabei ist der Kontakt zu Galerien hilfreich, aber wir empfangen Signale aus sehr vielen Richtungen und sind dann beim Sammeln selbstständig in dem Sinne, dass wir sehr genau wissen, was wir wollen.

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Du hast das Über-den-Tellerrand-Schauen angesprochen. Könnt ihr uns ein Beispiel nennen, wie etwa eine Arbeit, deren Kauf zu einem früheren Zeitpunkt undenkbar gewesen wäre?
A: Ich hätte fast eine Arbeit von Christian Eisenberger gekauft. Ich schätze sein Werk extrem, aber es gab eine Situation mit einer unglücklichen Begegnung. Und da uns die persönliche Ebene sehr wichtig ist, haben wir ihn bislang nicht gesammelt. Ich glaube, es wäre höchste Zeit, diese Scharte auszuwetzen, weil ich sein Werk sehr schätze.

Was war die erste Arbeit eurer Sammlung?
K: Eine Arbeit von Martin Grandits. Sie heißt Als ich auf die Welt kam, um für Yves zu werben und hängt bei mir im Büro. Das war mein erstes Kunstkauf. Ich habe das Werk bei einer Auktion ersteigert, und obwohl es ein großes Format ist, wollte ich es gleich mitnehmen. Üblicherweise lässt man sich ersteigerte Kunstwerke liefern. Bei der Veranstaltung im Anschluss an die Auktion trug ich die verpackte Arbeit schon mit mir herum.

A: Ich erinnere mich auch an das erste wirklich teure Werk: Die Pfingstrosen von Brandl. Die Arbeit hängt bei uns im Schlafzimmer, jeden Tag ist sie das Erste, was wir in der Früh sehen, und das Letzte am Abend. Der Kauf war eine große Aufregung. In der Zwischenzeit kaufen wir relativ viel, die Aufregung wurde naturgemäß immer geringer.

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Folgt ihr einer bestimmten Sammlungsstrategie?
A: Wir kaufen nicht strategisch oder als Finanzanlage, aus Automatismus oder unüberlegt. Es muss diese spezielle Freude spürbar sein. Natürlich ist es nicht mehr so ein Einschnitt, wie beim ersten Kauf, obwohl es immer noch vorkommt, dass genau diese Aufregung spürbar ist. Zum Beispiel, als wir eine Arbeit von Drago Prelog gekauft haben. Wir wollten das schon seit Ewigkeiten machen, haben es aber zu seinen Lebzeiten versäumt. Jetzt haben wir ein Werk von Prelog ergattert. Das war einer dieser Momente, in denen man bemerkt, ein Kreis schließt sich. Da ist diese besondere Freude spürbar.

Seid ihr euch immer einig, wenn es um die Entscheidung für ein Kunstwerk geht?
K: Interessanterweise sind wir uns relativ einig bei der Frage, ob wir etwas wollen oder nicht. Es kommt selten vor, dass einer eine Arbeit möchte, die der andere gar nicht will.

Habt ihr einen Sammlungsschwerpunkt?
K: Ja, ultrazeitgenössische Österreicher – einerseits jene, die es international schon geschafft haben, und andererseits jene, denen wir eine internationale Entwicklung zutrauen.

Wie umfangreich ist eure Sammlung?
A: Schwer zu sagen, wir füllen unser Art Loft, unsere Wohnung und zwei Büros. (lacht)

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Wie wird es weitergehen, wenn jetzt schon alles angefüllt ist.
K: Wir haben in unserem Art Loft noch Reserveflächen. Derzeit nutzen wir knapp 220 m2, daneben gibt es eine zweite Fläche, die im Moment noch vermietet ist. Die Idee ist, durchzubrechen und dort ein Schaudepot einzurichten.

A: Wir leben mit der Kunst, und für uns ist ein Credo: Kunst muss sichtbar sein. Für uns ist es undenkbar, Kunst der Gesellschaft zu entziehen. Der Künstler hat etwas erschaffen und sich dabei etwas gedacht. Ich fände es unfair, wenn ich das jetzt für mich um des Besitzes willen vereinnahme und vielleicht auch noch unsachgemäß lagere. Das sind für mich zwei Aspekte, das Entziehen und vielleicht noch das Gefährden. Kunst muss, unserer Meinung nach, gesehen werden!

Gibt es so etwas wie euren größten Sammlerfehler – eine verpasste Chance oder eine Arbeit, deren Kauf ihr bereut?
A: Es gibt Werke, die wir zu Beginn unserer Sammlertätigkeit gekauft haben, bei denen wir heute vielleicht anders entscheiden würden. Aber sie waren für unsere Entwicklung wichtig. Wir haben daher bis heute kein einziges Werk verkauft. Wirklich nichts, weil wir zu unseren Entscheidungen und zu unserer Entwicklung stehen. Wir handeln wohlüberlegt, sind nicht hot blooded in dem Sinne, dass wir überstürzt kaufen. Dafür haben wir auch nie Kaufreue erfahren. Natürlich gibt es Werke, die wir gerne gehabt hätten, aber nicht erwerben konnten. Das gibt es immer wieder. Gerade bei den renommierteren Künstlern bekommt man nicht alles, was man gerne hätte. Da gibt es schon immer wieder Situationen, dass die Arbeit beispielsweise schon jemandem versprochen ist oder an eine andere Galerie geht, zu der wir noch nicht so einen guten Zugang haben. Wir bieten auch bei Auktionen. Da ist es natürlich schwierig, wenn die im Vorfeld gesetzte Vernunftgrenze überboten wird. Allerdings muss man hier auch die Aufschläge berücksichtigen. Viele Leute machen den Fehler, nur den Zuschlagspreis zu sehen und den Aufpreis nicht im Hinterkopf zu haben. Wenn du knapp überboten wirst, denkst du dir im Nachhinein dennoch manchmal, den einen Schritt hättest du noch gehen können.

K: Eine Arbeit, die ich leider nicht ersteigert habe, war der Beginn der Clemens-Wolf-Liaison. Ich habe ein Werk des Künstlers bei einer Auktion gesehen und mich sofort verliebt und angezogen gefühlt von dem Bild. Ich wollte es ersteigern, habe mir ein Limit gesetzt und bin nicht darübergegangen. Die Enttäuschung, die Arbeit nicht bekommen zu haben, war groß. Damals haben wir begonnen, Clemens Wolf zu verfolgen. Über einen anderen Künstler konnten wir einen persönlichen Zugang herstellen und ihn im Atelier besuchen.

A: Das ist ein gutes Beispiel dafür, wie wir funktionieren. Wir haben unseren Wunsch, Clemens Wolf kennenzulernen, Sebastian Schlager erzählt, der mit seinem damaligen Kollektiv bei uns das Graffito im Lichtschacht über die beiden Stockwerke unserer Wohnung gemacht hat. Er hat dann gesagt: „Den Clemens kenne ich, ich bringe euch zusammen.“ Bereits eine Woche später sind wir bei Clemens gesessen. Über ihn haben wir wiederum Peter Jellitsch kennengelernt.

K: Und über Peter Jellitsch dann Esther Stocker.

A: Esther Stocker ist eine Künstlerin, die ich selber schon seit gut und gerne zehn Jahren auf dem Radar hatte und schon lange sehr schätzte. Mir hat lediglich der persönliche Kontakt gefehlt, um sie auch als Person begreifen zu können. Als der gegeben war, schloss sich der Kreis. Ich finde es schön, dass zwischen den Künstlern, die wir sammeln, Verflechtungen bestehen. Das ist eigentlich auch eine Art Netzwerk, das da entstanden ist – ein sehr positives, nicht mit Futterneid oder Ellbogen. Wir laden bewusst auch Künstler zu unseren Events ein, deren Arbeiten nicht Teil unserer Sammlung sind. Der Netzwerkgedanke ist wesentlich für die Idee des Art Space. Zu Beginn wollten wir nur die eigene Sammlung ausstellen. Dann haben wir uns gesagt: Geben wir doch den Künstlern, die wir schätzen, die Möglichkeit, andere Kreise zu erreichen, abseits der bestehenden Galeriekunden. So haben wir unseren Ausstellungszyklus gestartet, in dem wir Clemens Wolf als erstes zeigten und jetzt Judith Fegerl gemeinsam mit Christoph Weber. Für September haben wir schon den nächsten hochkarätigen Gast.

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Welche Rolle spielen Ausstellungs- oder Messebesuche für euch, um neue Künstlerinnen und Künstler zu entdecken?
K: Schon eine gewisse Rolle, besonders die Messebesuche, weil man da ein breites Spektrum an Arbeiten sieht und neue Inputs erhält. Galeriebesuche spielen für uns in Bezug auf das Entdecken neuer Künstler eher eine untergeordnete Rolle. Dort sehen wir meist Künstler, die wir schon auf dem Radar haben, und es geht mehr um Vertiefung.

Was war der ausschlaggebende Moment für die Gründung eures Art Space?
K: Hier bei uns zu Hause war alles voll und in den Büros war es auch voll. Also haben wir eine Fläche gesucht, wo wir unsere Kunst noch hängen können. Dabei haben wir immer nach einem Loft Ausschau gehalten. In Berlin wären wir sofort fündig geworden, in Wien hingegen ist das Angebot sehr eingeschränkt. Wir haben daher tatsächlich überlegt, unser Art Loft in Berlin einzurichten. Allerdings wäre es schwierig gewesen mit den Veranstaltungen, da wir beide im Job sehr eingespannt sind. Es wäre uns eigenartig vorgekommen, dass Wien Berufsstadt ist und Berlin die Kunst- und Netzwerkstadt. Bei der Besichtigung des nunmehrigen Objektes hat uns die Tatsache überwältigt, wie repräsentativ der schöne, große Raum ist. Der nächste Gedanke war, dass das eine gute Gelegenheit ist, einen quasi neutralen, nicht ganz privaten Raum zu öffnen, in dem man leichter Einladungen aussprechen und sich über Kunst austauschen kann. Daraus folgte die Vision, eine Art modernen Kunstsalon zu installieren, in dem wir unsere Kunst hängen haben und Künstler, aber genauso interessierte Personen aus unserem Netzwerk dorthin einladen. Nachdem wir das Objekt dann sehr professionell hergerichtet hatten, haben wir beschlossen, den Raum auch für uns nahestehende Künstler zu öffnen und ihnen Ausstellungsmöglichkeit und Zugang zu unserem Netzwerk zu bieten.

A: Am Ende des Tages geht es uns um den Austausch, um das Netzwerken auf unterschiedlichen Ebenen, um für alle eine Win-Win-Situation zu schaffen. Wir haben einfach berufsbedingt ein sehr großes Netzwerk, das sich nicht unbedingt mit den typischen Galerienbesuchern deckt. Sei es, dass sie mit Kunst noch nicht in Berührung waren, weil sie keine Zeit dazu haben, oder weil die Hemmschwelle, in eine Galerie zu gehen, für sie zu hoch ist. Daraus entstand die Idee, diese Menschen mit den Künstlern zusammenzubringen und so einen Raum zu schaffen, in dem man sich wechselseitig inspiriert – quasi als Add-on zur bestehenden Kunstszene. Das geschieht nicht gegen die Galerien, wir verkaufen ja nicht, aber wir öffnen neue Möglichkeiten. Wir machen Netzwerkevents und sorgen für ein geselliges Zusammenkommen. Wenn sich für den Künstler daraus ein Verkauf ergibt, dann ist es gut. Der Künstler wickelt das auf regulärem Weg über seine Galerie ab. Auch wenn der Künstler nicht verkauft, mag es für ihn auf anderen Ebenen ein guter Abend gewesen sein – weil er gute Gespräche geführt oder seine Bekanntheit gesteigert hat. Unsere bisherige Erfahrung zeigt, dass sich am Ende des Tages doch viel daraus ergibt. Aber das geschieht eben, weil der Verkauf nicht der primäre Zweck ist, sondern wegen des unmittelbaren Zugangs zum Künstler und seinem Werk. Auch für uns sind diese Abende eine unglaubliche Bereicherung: Wir lieben es, zu sehen, wie sich die Künstler präsentieren, welche Wirkung sie auf die Gäste ausüben und wie sich danach die Gespräche entwickeln. Jeder Abend hier ist einzigartig, da selbst die obligatorische Führung durch die Ausstellung im Dialog mit dem Künstler situationsabhängig immer anders ausfällt. Für uns festigt der Prozess des gemeinsamen Ausstellungsentwurfs, der Umsetzung und der darauffolgenden gemeinsamen Termine wiederum die Beziehung zum Künstler.

Es ist interessant, dass in eurem Kunstloft auch Personen mit Kunst konfrontiert werden, die primär nicht kunstaffin sind. Habt ihr schon erlebt, dass jemand über diesen Weg zur Kunst gefunden hat?
K: Ja, immer wieder. In einen Fall, war ein Gast bis dahin nicht groß kunstaffin, wurde aber vom Werk von Clemens Wolf wie vom Blitz getroffen. Er hat ihn in der Folge im Atelier besucht und dann über seine Galerie recht groß gekauft. Er hatte ein Erlebnis, in dem er vom Ambiente und der neuen Welt einfach komplett eingenommen wurde. Es ist schön, zu sehen, dass man bei Menschen, die bislang keine Berührungspunkte zur Kunst hatten, Interesse wecken und Grenzen verschieben kann.

Gibt es einen Ratschlag, den ihr angehenden Kunstsammlerinnen und -sammlern gerne weitergeben möchtet?
A: Mein Rat ist, offen zu sein und eine gewisse Breite in die Sammlung zu bringen. Ich würde genauso nicht nur auf eine Inspirationsquelle setzen, nicht nur auf eine Galerie, einen Kunstberater, ein Auktionshaus oder was auch immer. Ich halte es für wesentlich, seine Antennen in viele Richtungen auszustrecken.

K: Mein Rat wäre, dem Herzen zu folgen. Nicht der Kopf, sondern das Herz soll den Impuls geben für die Sammlung. Auch sich nicht verunsichern zu lassen in dem Sinne, dass man unbedingt ein Konzept braucht. Zu Beginn einfach mal schauen, was einem gefällt, und wenn man es sich leisten kann, zuschlagen. Der rote Faden ergibt sich automatisch, wenn man dem eigenen Herzen folgt. Zumindest war es bei uns so. Und wenn man dem Herzen folgt, dann hat man mit den gekauften Werken zumindest eine Freude, auch wenn sie nicht an Wert gewinnen.

Interview: Barbara Libert
Fotos: Christoph Liebentritt

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