In seiner Werkserie For my mother (2017) beschäftigt sich Andreas Duscha mit einem Phänomen, das in der Literatur selten Beachtung findet: der Autorenwidmung. Das Wort Dedikation lässt sich von "dedicatio" im Lateinischen ableiten, das soviel heißt wie Weihe, Hingabe, oder auch Zueignung. Eine Widmung kann eine einfache Danksagung des Autors bezeugen. Sie kann auch Ausdruck besonderer Zuneigung sein, die der Autor gegenüber einer besonderen Person hegt. Genauso gut kann sie Bezug nehmen auf eine Sache oder ein Ereignis von besonderer Bedeutung.
Die Edition beinhaltet zwölf Stücke aus Spiegelglas, das der Künstler selbst nach einer Methode aus dem 19. Jahrhundert herstellt. Jeder Spiegel trägt eine andere Autorenwidmung eingeätzt in seine Oberfläche, die jeweils einem Werks der Weltliteratur entliehen wurde. Die isolierte Betrachtung der einzelnen Widmungen, die der Künstler übrigens vorrangig aufgrund ihrer poetischen Qualität wählte, erhält diese einen neuen Stellenwert und eröffnet einen neuen Raum für Interpretation und Projektion, losgelöst vom Kontext des jeweiligen literarischen Werks. Es entsteht eine Nebenhandlung, ein weiterer narrativer Raum.
Andreas Duscha macht sich die Faktizität der Behauptung zu eigen, wobei er vielfach von gefundenem digitalen Bildmaterial ausgehend, das oft in Zusammenhang mit spezifischen Orten, historischen Begebenheiten und politischen Phänomenen steht. Er baut seine Arbeiten auf dem Potenzial der Möglichkeit und der Imagination auf, filtert Episoden von Geschehnissen, die sich so ereignet haben können; er versucht nicht nachzuweisen, zu bewerten oder zu bezeugen; er dechiffriert, modifiziert, kodiert und inszeniert nach seinen eigenen Parametern, induziert Subjektivität und Singularität in das scheinbar Bekannte, Offensichtliche, Banale.
In einem zugleich verfremdenden und subjektivierenden Prozess verdichtet er Tatsache und Fiktionalität zu neuen Bedeutungsebenen, die er in unterschiedlichen, oft anachronistischen fotografischen Techniken oder analogen Druckverfahren zu vielschichtig verschlüsselten Arbeiten ästhetisch subtiler und zugleich poetisch abstrahierender Bildsprache transformiert.
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