Spielplastik, 2015
Sogenannte Spielplastiken, von KünstlerInnen gestaltete skulpturale Spielgeräte für Kinder, nahmen in der Nachkriegszeit im Rahmen von Diskussionen zu Architektur und Urbanismus eine wichtige Rolle ein. Ausgehend von Skandinavien und den Niederlanden, verbreiteten sich Ideen zu experimentellen Spielumgebungen, die von einer Neubewertung der kreativen Kraft des Spiels zeugten.
Auch in Wien wurden im Rahmen eines groß angelegten Kunst am Bau Programms Spielplastiken für den kommunalen Wohnbau initiiert, deren abstraktes Formen- und Farbvokabular ein utopisches Moment in die triste Architektur des Wiederaufbaus einführte. Eine Vielzahl von Wiener KünstlerInnen ließ sich von den internationalen Beispielen inspirieren. Josef Seebacher-Konzut und Josef Schagerl konnten besonders viele Entwürfe realisieren.
Ausgehend von fotografischem Archivmaterial – von diesen in den meisten Fällen wieder verschwundenen Werken –, untersucht Sofie Thorsen seit 2010 in einer fortgesetzten Werkserie die beinahe vergessene Typologie der Spielplastik mit ihrer spezifischen Verschränkung von Architektur und abstrakter Skulptur, Ästhetik und Funktion sowie Kunst und Spiel. In Zeichnungen und Installationen werden die Fotografien der Skulpturen in ihrer Zeichenhaftigkeit untersucht und gewinnen als Raumcollagen mittels Vergrößerungen und Schnitten ihre einstige skulpturale Präsenz zurück.
Die Edition basiert auf einer Kletterplastik von Josef Seebacher-Konzut. Die Faltungen der Figur ändern die ursprüngliche Form, ermöglichen eine rudimentäre 3-Dimensionalität und eröffnen ein Spiel zwischen Bild- und Leerflächen.