Kindheitserinnerungen, Historie und dem Alltag entsprungene Geschichten sind Gegenstand der poetisch-fiktionalen Filmarbeiten des schwedischen Künstlers John Skoog (*1985 Kvidinge, Schweden).
Die hier unter dem Titel Walls gezeigte Werkserie nimmt Bezug auf Reduit (Redoubt), eine der wichtigsten Videoarbeiten Skoogs, für die er 2014 den renommierten Baloise-Kunstpreis erhielt, und die auch in der Ausstellung gezeigt wird. Darin filmt Skoog das Haus von Karl-Göran Persson, einem Landwirt, der in der Nähe von Skoogs Heimatstadt Kvidinge lebte, akribisch Stück für Stück ab.
Veranlasst durch eine Warnung der schwedischen Regierung vor möglichen sowjetischen Angriffen, begann Persson Ende der 1940er Jahre sein Haus zu einer improvisierten Festung aus Schrott und Stahlbeton umzubauen, als Schutzraum für das Dorf vor einer vermeintlich drohenden sowjetischen Invasion. Es sollte eine Lebensaufgabe für Göran Persson werden. Bis zu seinem Tod, 1975, arbeitete er unbeirrt an seinem eigenwilligen Umbau. Heute verwittert sein Bunker als Schandmal in der flachen Landschaft Südschwedens.
Für Walls machte sich Skoog mit seinen Brüdern in einer Nacht-und-Nebel-Aktion daran, die verschieden-en Wände des Bunkers zu dokumentieren. Mit Hilfe eines einfachen Handscanners scannten sie Bahn für Bahn die Wände und legten die Einschlüsse im Beton frei. Walls ist als Serie von elf Unikaten angelegt, wovon hier zehn gezeigt werden. Jedes Stück erzählt auf seine Weise von persönlichem Schicksal und kollektiver Beklemmung, von landschaftlicher Weite und existenzieller Enge. Er macht darin auch deutlich, dass die vermeintliche Angst vor fremden Einflüssen, oder gar militärischen Übergriffen, auch heutzutage in Schweden, und anderorts, wieder um sich greift.
John Skoog studierte an der Städelschule in Frankfurt am Main, wo er neben Kopenhagen zeitweise auch lebt. Seine Filme wurden bereits auf zahlreichen internationalen Filmfestivals (Berlinale, Kopenhagen, Rotterdam, Paris, Los Angeles) und in verschiedenen institutionellen Ausstellungen präsentiert.
Text: Florian Langhammer
Fotos: Florian Langhammer