Riiko Sakkinen (*1976, Helsinki) nutzt Zeichnung, Malerei, Wandgemälde, Projektionen, Installationen und Interventionen, um Phänomene der Konsumkultur zu untersuchen, von Fast Food bis zu Prostitution, von Hypermärkten bis hin zu Drogenkartellen. In seiner Wiener Schau weist er provokant auf die Starrheit westeuropäischer Gesellschaften hin, insbesondere im Hinblick auf die Ereignisse der vergangenen Jahre, die Europa vor existentielle Fragen wie Immigration, Integration und Identität stellten.
Das Kernstück der Ausstellung My Austrian Friends macht sich das Prinzip der Personalisierung zu eigen, das aktuell von kommerziellen Marken aufgegriffen wird. Als ein österreichischer Freund des Künstlers die beliebten österreichischen Waffeln der Marke Manner mit den Namen seiner arabischen Freunde versehen wollte, standen diese nicht zur Auswahl. Nur auf besondere Anfrage beim Manner Kundenservice war es möglich, die Waffeln mit den Namen seiner Freunde zu erhalten, die ganz augenscheinlich nicht der erwarteten Norm entsprachen.
Riiko Sakkinen hält damit westlichen Gesellschaften im Allgemeinen, die angesichts zunehmender gesellschaftlicher Diversität die Augen verschließen, den Spiegel vor. Normative Vorstellungen werden gerade in unserer Konsumkultur offensichtlich, in der Menschen, die in unserer Gesellschaft ankommen und dazu gehören wollen, einfach übersehen werden. Ein Grund, warum Sakkinen gerade Österreich als Versuchslabor wählte, war der Bericht einer syrischen Freundin, die dem tobenden Bürgerkrieg in ihrer Heimat entkommen war und in Wien ankam. Sie entschied sich allerdings bald dazu, wegzuziehen, da sie sich in der Stadt alles andere als willkommen fühlte.
Eigentümlich anmutende Listen, die der Künstler oft als My Favorites bezeichnet, stellen einen weiteren wichtigen Aspekt in Sakkinens Werk dar. Mehrere Listen, die eigens für die Ausstellung entstanden sind erweitern den Diskurs um Themen wie Veränderung, Verleugnung und Identität, wobei der Künstler sowohl statistisch belegte, auf Österreich bezogene Fakten als auch „unnützes Wissen“ einsetzt. Die Reihe von Listen wird ergänzt durch eine einzelne Zeichnung, Immigrant im Hemd, eine Referenz auf „Mohr im Hemd“, eine gänzlich politisch inkorrekte Bezeichnung für ein gängiges Dessert, die in der Karte von Wiener Kaffeehäusern zu finden ist und sich hartnäckig hält.
Aktuell hat Sakkinen eine große Schau in den Serlachius Museums im finnischen Mänttä, in der er sich ebenfalls mit der Migrationsproblematik und Situation von Geflüchteten beschäftigt.
Nachdem er 2002 seine Ausbildung an der Finnischen Kunstakademie absolviert hatte, zog Sakkinen nach Spanien, wo er immer noch lebt und arbeitet. Sakkinens Werk wurde weltweit vielerorts in Galerien und Museen, unter anderem im Museum of Modern Art in New York, im Camden Arts Centre in London und im Kiasma Museum of Contemporary Art in Helsinki, ausgestellt. In Österreich wurden seine Arbeiten in 2006 im Magazin4 des Bregenzer Kunstvereins und, in 2015, im QuadrART in Dornbirn gezeigt. Sakkinens Werke sind in den permanenten Sammlungen verschiedener Museen zu finden, darunter auch dem Museum of Modern Art in New York. Der Künstler wird von der Galerie Forsblom in Helsinki vertreten.
Text: Florian Langhammer
Fotos: Florian Langhammer
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