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Andris Eglitis, Riga

In the Studio

»Ich bin ein Poet der Kunst.«

Andris Eglitis beschreibt sich selbst als Maler, obwohl er eindrucksvolle riesengroße architektonische Skulpturen baut. Seine umfangreiche Arbeit behandelt Themen rund um Raum, Zivilisation und Wildnis.

Andris, wie hast du mit der Kunst begonnen und bist Künstler geworden?
Meine Eltern haben mich im Alter von zwölf Jahren für die Kunstschule Janis Rizentals angemeldet. Ich hatte intensiven Zeichenunterricht und war sehr daran interessiert, Maler zu werden. Nach der Schule war es nur logisch, Kunst weiter zu studieren. So besuchte ich die Kunstakademie von Lettland. Während meines Kunststudiums begann ich meinen Bildungshintergrund zu hinterfragen und mich zu fragen, ob Kunst tatsächlich mein wahres Interesse ist. Vielleicht war ich zu früh mit der Kunst in Berührung gekommen. Ich versuchte für eine kurze Zeit, den Gedanken zu verbannen, Künstler zu werden und fand aber bald heraus, dass Kunst meine Leidenschaft ist, dass ich die ganze Zeit an sie dachte. Das ließ mich weitermachen und bis jetzt ist mir noch nichts Aufregenderes begegnet.

Was oder wer hat dich inspiriert als du zwölf warst?
Damals faszinierte mich der lettische Maler Janis Pauļuks, von dem ich eine Monografie besaß. Später entwickelte ich einen spezielleren Geschmack.

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Du bist ein Maler, aber machst auch sogenannte “sinnlose” Architektur und riesige Installationen. Wo fängt deine Kunstpraxis an?
Ich habe Malerei studiert. Als Bildhauer fühle ich mich ungebildet und dies könnte der Grund dafür sein, dass ich mich freier fühle. Ich sehe mich immer noch als Maler. Ich fing an Installationen zu bauen, um sie zu malen, erst später begannen sie als unabhängige Kunstwerke zu existieren, die ich „Skulpturen der Architektur“ nenne. Skulpturen sind dreidimensionale Statements, während Architektur für sich selber steht. Ich arbeite auch mit meiner Frau Katrīna Neiburga zusammen, einer Video- und Medienkünstlerin. Eine Reihe von Multimedia-Installationen sind aus dieser Zusammenarbeit entstanden.

Was sind die vorherrschenden Themen deiner Arbeiten?
Ich arbeite vor allem mit dem Konzept des „Raumes”. Alle meine Bilder konzentrieren sich auf einen illusorischen Raum, sogar wenn sie sich mit der existierenden Realität auseinandersetzen. Jede Beziehung zu einem Raum interessiert mich und ich erforsche gerne, wie mentaler und tatsächlicher Raum ineinandergreifen. Außerdem arbeite ich mit bestimmten Konzepten, die sich in letzter Zeit oft auf Martin Heideggers „Bauen, Wohnen, Denken” beziehen, in dem er sagt, dass wo er sagt, dass die Art und Weise, wie wir in dieser Welt existieren,sowohl physisches als auch mentales Verweilen ist. Mein Denken dreht sich um das Thema der Zivilisation und darum, wie wir die Welt verstehen, insbesondere auf sozialer und politischer Ebene, obwohl ich betonen möchte, dass ich keine politische Kunst mache. Ich bin ein Poet der Kunst, der eher poetisch als politisch arbeitet.

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In diesem Jahr feiert die Riga Biennale ihr Debut. Du wurdest zur Teilnahme eingeladen. Was wirst du dort zeigen?
Ich werde auf dieser ersten Riga Biennale verschiedene Arbeiten präsentieren. Mein Atelier in der Stadt, ein großer ehemaliger Baumwollspeicher, wurde in einen Ausstellungsraum umgebaut, in dem ich einige Malereien mit künstlichen Landschaften zeige, in denen ich mit 3D-Ästhetik gearbeitet habe und zwei Arbeiten, die in Zusammenarbeit mit meiner Frau Katrīna entstanden sind. Eine trägt den Titel The Nest, ein Raum, der teilweise von einer ungezähmten Natur geformt wurde und dennoch von Spuren der Zivilisation geprägt ist. The Nest kann betreten werden; man kann darin leben. Es ist ein Filter, durch den die Besucherinnen und Besucher sich die Welt vorstellen können. Ausgangspunkt der Arbeit war einen echtes Vogelnest, aus dem die Idee entstand, einen Unterschlupf zu bauen, der sowohl als Schutzraum als auch als Anti-Schutzraum dient.

Was ist dein Ansatz bei den Arbeiten, die du bei der Biennale präsentierst?
Alle meine Arbeiten konzentrieren sich auf den Raum und darauf, wie ich die mich umgebende Realität erfahre. Ich würde sagen, für mich war Malerei immer ein illusorischer Raum. Sie hat etwas mit der physischen Realität zu tun, aber gleichzeitig erschafft sie auch einen neuen virtuellen und mentalen Raum. Ich glaube, heutzutage haben wir das Gefühl für eine stabile und vertrauenswürdige Realität verloren, virtuelle Realitäten sind ebenso wichtig und präsent geworden wie physische. In diesem Zusammenhang ist die Malerei immer noch interessant.

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Interview: Alexandra-Maria Toth
Photos: Christoph Liebentritt

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