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Iva Kafri, Tel Aviv

In the Studio

»Der Akt des Schaffens ist im Wesentlichen der Akt, mich der Welt zu öffnen.«

Diese Geschichte ist in Zusammenarbeit mit Art Source entstanden, einer einzigartigen Online-Plattform, die exklusiven Zugang zum Entdecken und Sammeln israelischer Kunst bietet. Tief in die lokale Kunstszene eingetaucht, schafft Art Source ein Online-Zuhause für jeden, der an der zeitgenössischen israelischen Kunstszene teilhaben möchte. Zu den Dienstleistungen von Art Source gehören auch Kunstberatung und maßgeschneiderte Kunstreisen durch die Kunst- und Designszene Tel Avivs.

Diese Geschichte ist in Zusammenarbeit mit Art Source entstanden, einer einzigartigen Online-Plattform, die exklusiven Zugang zum Entdecken und Sammeln israelischer Kunst bietet. Tief in die lokale Kunstszene eingetaucht, schafft Art Source ein Online-Zuhause für jeden, der an der zeitgenössischen israelischen Kunstszene teilhaben möchte. Zu den Dienstleistungen von Art Source gehören auch Kunstberatung und maßgeschneiderte Kunstreisen durch die Kunst- und Designszene Tel Avivs.

Die farbenfrohen Gemälde und Installationen der israelischen Künstlerin Iva Kafri sind kompromisslos und rätselhaft. Indem sie unterschiedliche Medien wie Sprühfarbe, Plexiglas und Tapeten miteinander verschmilzt, zwingt sie den Betrachter dazu, die Komponenten der von ihr gebauten Puzzles zusammenzusetzen. Die Ergebnisse ihres kreativen Prozesses mögen wie ein Fenster aussehen, das den Blick auf eine fröhliche Welt freigibt, aber die Schöpferin dahinter ist sorgfältig bemüht, ihr Gleichgewicht auf einem gespannten Drahtseil zu halten.

Iva, ich möchte, dass du mich an den Anfang deines Weges zur Künstlerin mitnimmst. Was hat dich dazu gebracht, mit dem Schaffen zu beginnen? Gibt es einen Moment, auf den du zeigen kannst?
Ich war ein Kind, das immer gemalt hat, ich komme aus einer Familie von Künstlern. Es war wirklich das, was ich am liebsten gemacht habe, solange ich mich erinnern kann, also kann ich sagen, dass ich schon immer eine Malerin war. Aber es war keine sogenannte erwachsene Entscheidung. Als ich 18 Jahre alt war, zog ich nach Paris und beschloss, mich um die Aufnahme in eine Kunstschule zu bemühen, denn das würde mir einen Grund geben, in der Stadt zu bleiben, und auch einen Raum bieten, in dem ich malen konnte.

Eigentlich liebte ich die Filmkunst und hatte die Vorstellung, Filmemacherin zu werden. Aber nachdem ich in meinem ersten Schuljahr einen Videokurs belegt hatte, war ich nicht in der Lage, mich an den Prozess des Sitzens vor dem Computer und des Schnitts anzuschließen. Plötzlich wurde mir klar, dass ich die Unmittelbarkeit des Malprozesses nie zur Gänze wertgeschätzt hatte, und die Tatsache, dass der Prozess an sich bedeutungsvoll ist, nicht nur das Endergebnis. Schließlich verstand ich die Bedeutung dessen, was ich mein ganzes Leben lang getan hatte; die Sprache der Malerei war wie eine zusätzliche Muttersprache, die ich beherrschte und bis dahin für selbstverständlich gehalten hatte.

Das ist eine schöne Art, es zu formulieren. Wenn ich dich nun bitte zu beschreiben, was du seitdem durch deine Kunst auszudrücken versuchst, wie würdest du es definieren?
Ich denke, dass ich szenische Situationen mache, und mein Bestreben ist es, dass es so wenig Distanz wie möglich zwischen mir und den Dingen gibt, die ich mache, während ich sie mache. Diese Situationen verschmelzen in und mit meinem Bewusstsein, meinem Unterbewusstsein, Zufallselementen und mit der Zeit selbst. Sie sind wie eine kleine Verkapselung von mir; ein Ausdruck einer sehr komplizierten Situation, die ganz zu mir gehört.

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Apropos komplizierte Situationen, in denen wir uns befinden, betrachtest du die Kunst, die du machst, als israelisch oder von Tel Aviv inspiriert? Ich sitze hier mit dir im Atelier und dein Fenster blickt auf eine belebte Straße und ein Stückchen Mittelmeer.
Es gibt keine direkte oder konzeptionelle Verbindung zwischen meiner Kunst und der spezifischen Realität um mich herum, aber ich bin mit Israel verbunden und meine Bilder sind mit mir verbunden. In Israel aufgewachsen zu sein, hat meine Gesten beeinflusst. Es zeigt sich auch in der Präsenz von Gewalt und Geduld, die in meiner Malerei eingebunden sind, oder im Fehlen eben dieser Elemente. Ich vermute also, wenn ich zum Beispiel Kanadierin wäre, würden meine Bilder ganz anders aussehen. Oder vielleicht auch nicht? Es ist zu spät, das herauszufinden (lacht).

Gibt es Künstler, deren Arbeiten du bis heute mit dir herumträgst, die die Entscheidungen, die du als Künstlerin triffst, beeinflusst haben?
Ja, natürlich. Es gibt Entdeckungen, an die ich mich als Kind erinnere und die zu meinem Kern als Künstlerin gehören, wie die Werke von Gauguin, Matisse, Rauschenberg. Das sind die allerersten Künstler, die mich bewegt haben, weil sie eine Weise hatten, durch und mit Farbe zu kommunizieren. Sie besaßen eine gewisse Art von Sinnlichkeit und Freiheit, die ich schätze. Als ich in Paris lebte, ging ich in Zeiten, in denen es mir schlecht ging, in diesen kleinen Raum im Centre Pompidou, um mir Bilder von Matisse anzusehen. Es fühlte sich an, als käme ich nach Hause zu einem vertrauten Freund, es war aufregend und beruhigend zugleich.

Es ist überraschend, dass du so ein Fan des Impressionismus bist, denn deine Arbeit ist so entschieden abstrakt. Und zwar so sehr, dass ich mehrere Jahre brauchte, um eine Verbindung zu spüren. Glaubst du, dass diese groß angelegten, obskuren Projekte von dir manchmal falsch interpretiert oder aus einer falschen Perspektive betrachtet werden?
Ich habe oft ortsspezifische Kunst gemacht, die viel mit den Räumen gespielt hat, in denen ich meine Bilder gezeigt habe. Manchmal hatte ich das Gefühl, als würde ich als „die Künstlerin, die die Wände bemalt“ gebrandmarkt werden. Ich mochte es nicht, auf diese Weise kategorisiert zu werden. Für mich war es nicht wirklich wichtig, auf welcher Oberfläche ich malte, sondern vielmehr, was das Werk selbst war. Ich weiß, dass es sehr schwer ist, über abstrakte Malerei zu sprechen. Vielleicht war es deshalb für andere einfacher, den Aspekt des Raumes in meiner Arbeit zu beschreiben. Aber ich kann und möchte die Rezeption des Betrachters nicht kontrollieren.

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Du bindest Fotografien in deine Bilder ein, welches ihnen die Qualität von Assemblagen verleiht. Ist das etwas, das du im Voraus entscheidest, wenn du mit der Arbeit an einem Gemälde beginnst, oder wird dir plötzlich klar, dass die Fotografie Teil der visuellen Landschaft sein muss, die du schaffst?
Fotografien sind in meinem Arbeitsraum immer präsent. Bevor ich mich auf eine neue Ausstellung vorbereite, schaue ich mir oft Bilder an, die ich seit meinen vorherigen Ausstellungen gemacht habe, und drucke sie als Ausgangspunkt aus. In letzter Zeit arbeite ich viel im Atelier, ohne eine bestimmte Ausstellung im Kopf zu haben, und ich arbeite auch mit Bildern aus früheren Perioden. Generell fühle ich mich in meiner Arbeit immer freier. Die Fotos helfen mir, mich mit einem bestimmten Gefühl zu verbinden, das sie hervorrufen, und manchmal dienen sie nicht nur als Inspirationsquelle, sondern finden sich in den Gemälden wieder.

Das ist interessant, denn die Fotografie ist ein so präzises Medium. Man muss einen ganz bestimmten Moment mit dem Objektiv einfangen; kollidiert das nicht mit deinem freien Ansatz beim Malen?
Nun, ich bin keine Fotografin, also benutze ich Fotos als emotionale Kapseln. Gleichzeitig nutze ich ihre formalen Qualitäten und integriere sie in das Gemälde. Ich verwende Fotografien sehr intuitiv, das ist dasselbe wie bei der Wahl meiner Farben. Ich sehe sie sowohl als Elemente, die ich benutze, als auch als Inspiration oder als Material innerhalb des Gemäldes. Es ist also ganz anders als bei einem Fotografen.

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Du neigst dazu, Bilder zu schaffen, die sehr groß sind. Ist das die Methode, zu der du dich von Natur aus hingezogen fühlst? Bist du jemals in Versuchung, an kleineren Kompositionen zu arbeiten?
Ja, die Größe der Bilder ist für mich sehr wichtig. Ich empfinde das Malen als einen sehr körperlichen Prozess, und wenn ich mit einer kleinen Leinwand arbeite, fühle ich mich gefesselt und eingeschränkt. Ich reagiere auch auf die Räume, in denen ich arbeite, und versuche, mit ihnen zu spielen, sei es in einem Museum oder einer Galerie, wo ich meine Arbeiten präsentiere, oder an den Wänden meines Ateliers. Für mich ist der Akt des Schaffens im Wesentlichen der Akt, mich der Welt zu öffnen.

Es ist witzig, dass du den Begriff der Öffnung erwähnst, denn es scheint mir, dass Bewegung ein so bedeutender Teil sowohl deines Prozesses als auch deiner visuellen Sprache ist. Sind die Ideen von Kontakt und Körperlichkeit wesentlich für deine Praxis?
Sicherlich, sie sind wesentlich. Malen ist in erster Linie ein körperlicher Akt. Außerdem liebe ich Tanz sehr, es ist eines der künstlerischen Ausdrucksformen, mit denen mich am meisten etwas verbindet. Für mich geht es beim Tanz darum, eine Präsenz zu erzeugen. Und diese Art von körperlicher Präsenz hoffe ich, in meine Bilder einbringen zu können. Manchmal ist es fast ein Verzweiflungsakt; es ist, als ob ich Spuren auf der Leinwand hinterlasse, die für mich sprechen. Sie sagen: Jemand war einmal hier.

Ich hätte nicht erwartet, dass du von einem Akt der „Verzweiflung“ sprechen würdest; wenn ich deine Arbeit betrachte, die mit satten Farben durchtränkt ist, vermittelt sie ein fast kindliches Gefühl des Überschwappens vor Freude.
Es überrascht mich nicht, dass du es so erlebst. Freiheit und Leidenschaft sind Elemente, die mich anziehen und zum Schaffen bewegen, und das ist es, was du wahrscheinlich als Freude identifizierst. Aber ich bin nicht der Meinung, dass satte Farben zwangsläufig Freude darstellen. Unterschiedliche Farben und ihre Kombinationen beinhalten eine sehr reichhaltige Vielfalt an Gefühlen. Es gibt einen gewissen Abgrund oder einen Kampf, den ich als Teil meines kreativen Prozesses immer überwinden muss.

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Interview: Joy Bernard
Fotos: Sarah Peguine

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