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Jose Dávila, Guadalajara, Mexiko

In the Studio

»Mein Werk muss ein gewisses Gewicht haben, um geerdet zu sein.«

Der Mexikaner Jose Dávila bezeichnet sich als Autodidakt. Seine Recherche zur Kunstgeschichte führte ihn zu seiner Serie von Cutouts (Ausschnitte), für die er Teile aus Bildern berühmter Kunstwerke ausschneidet. Heute ist er vor allem für seine oft großformatigen Skulpturen bekannt, in denen er Vorstellungen von prekärem Gleichgewicht untersucht. Er arbeitet in verschiedenen Disziplinen und bedient sich unterschiedlicher Konzepte; sein Werk umfasst Malerei, Zeichnung, Druckgrafik und Kunst im öffentlichen Raum.

Jose, heute bist du als Künstler bekannt, obwohl du nicht als solcher ausgebildet bist. Wann wusstest du, dass das dein Beruf werden würde?
Ich wusste schon früh, dass ich ein Künstler werden wollte. Als Kind litt ich unter einer Krebserkrankung, eine Nebenniere wurde mir entfernt. Um mich nicht zu verletzen, durfte ich in der Schule nicht mit den anderen Kindern im Hof spielen. Stattdessen ging ich in den Zeichensaal, malte oder modellierte mit Plastilin, während ich den anderen beim Spielen durchs Fenster zusah. Das mag zwar traurig klingen, aber ich war glücklich dort. Ich erfuhr so, dass ich mich mit Hirn und Herz an einen anderen Ort versetzen konnte.

Es klingt, als wärst du ein Naturtalent …
Ja, Künstler zu sein war für mich selbstverständlich. Die Kunsthochschule in Guadalajara war aber nicht das, was ich mir vorgestellt hatte, die Hochschule für Architektur gefiel mir besser. Doch von Beginn an besuchte ich gleich alle Zeichenkurse … Lange bevor ich mein Studium beendet hatte, war mir klar, dass ich kein Architekt werden würde.

Gab es einen Moment, in dem du wusstest: Jetzt bin ich ein „echter“ Künstler?
Ja, ich glaube der Moment kam im Jahr 2000, während einer zweiwöchigen Kunstresidenz in Großbritannien. Mein Projekt war es, mein Studio auf einem Hügel zu bauen. Und da war plötzlich dieser Augenblick, als alles einfach zusammenpasste, und ich wusste: Ja, das ist es. Ohne jeden Zweifel. Aber die beunruhigende Frage war: Werde ich je davon leben können? Es ist großartig, seinen Lebenszweck zu finden, aber auch recht einschüchternd.

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Als einschüchternd könnte man auch deine Skulpturen beschreiben – ein Stein, der fast von seinem Sockel fällt, eine Marmorplatte, die nur stabile Gurte vor dem Umstürzen bewahren – alles Objekte in prekärem Gleichgewicht. Woher kommt dein Wunsch nach Balance?
Er kommt aus meiner persönlichen Erfahrung, als ich versuchte, Gleichgewicht in mein Leben zu bringen. Da erkannte ich, dass Gleichgewicht auch eine Empathie zwischen verschiedenen Objekten und Materialien ist. Wenn die einzelnen Teile nicht zusammenpassen, wenn sie nicht kommunizieren, fällt die gesamte Struktur auseinander. Als ich diesen Gedanken in die Praxis umsetzte, verstand ich, dass eine Skulptur dispositiv ist: Sie ist eher ein Ereignis als ein Objekt. Verschiedene Wirklichkeiten müssen sich aneinander anpassen, um empathisch zu sein und ein Gleichgewicht gegen die Schwerkraft herzustellen.

Hast du den Eindruck, dass unsere Welt aus dem Gleichgewicht geraten ist, und du möchtest es wieder herstellen?
Ja. Mexiko zum Beispiel ist in vieler Hinsicht ein sehr unausgewogenes Land. Wir haben wunderbare natürliche Ressourcen, aber wir verschmutzen sie. Wir haben einen insgesamt großen Reichtum, aber dieser befindet sich in den Händen einiger weniger. Wir haben eine großartige Geschichte, aber wir neigen dazu, sie zu leugnen. Ich denke, dass dieses Ungleichgewicht ein Teil unserer Kultur ist. Als ich eine Psychotherapie machte, entstand das Bedürfnis nach persönlicher Balance, Equilibrium und Gravitas. Diese Gedanken übersetzten sich natürlich in mein Werk. Es muss ein gewisses Gewicht haben, um geerdet zu sein.

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The fact of constantly returning to the same point or situation, 2021, Siebdruck und Vinylfarbe auf Leinen mit Webstuhl, mit freundlicher Genehmigung des Künstlers und Sean Kelly, New York, Foto von Agustín Arce © 2022

Wie ist dein Arbeitsprozess?
Er ist intuitiv. Als jüngerer Künstler versuchte ich, den Kern dessen zu verstehen, was ich machte und warum ich es machte. Es mag merkwürdig klingen, aber in diesem Prozess des Versuchs zu verstehen, was man tut, entdeckt man, was es ist. Zumindest erkenne ich so den Sinn meiner Arbeit.

Wie geht es weiter?
Der Prozess wird bewusster. Mit dieser allgemeinen Idee im Hinterkopf beginne ich, Skulpturen zu skizzieren. Aber sobald ich diese Zeichnungen in ein reales Objekt übersetzen möchte, stoße ich oft auf Herausforderungen. Dann improvisiere ich, und schaffe schließlich ein neues Werk. Eine Skizze ist für mich mehr wie eine Rollbahn, die mir beim Abheben hilft. Während ich an der Skulptur arbeite, brauche ich – oder die Skulptur – bestimmte Dinge, und in dem Prozess, diese zu beschaffen, entsteht schließlich das endgültige Werk.

Manche deiner Skulpturen sind überdimensional – wie setzt du diese zusammen?
Der Vorgang sieht wie ein Ballett aus und gleicht einem Gemälde aus dem 16. Jahrhundert, in dem sich Menschen um eine Madonna oder ähnliches bewegen. Es ist ein Ritual: Ungefähr acht Personen verschieben etwas sehr Schweres, setzen es zusammen und geben ihm damit schließlich eine reale Gestalt.

Hält sich dein Team bei der Aufstellung der Skulpturen an deine Skizzen?
Ich mache Skizzen, aber auf dem Papier ist natürlich alles einfach! Es wird wesentlich schwieriger, sobald das Gewicht Teil der Gleichung wird. Und ich benütze keine Tricks, ich verstecke die strukturellen Grundlagen nicht. Wie gesagt, Balance ist für mich entscheidend. Da meine Arbeit echt sein soll, ist der Prozess ein recht einfacher: Wir bewegen den Stein auf dem Sockel um jeweils einen Zentimeter, bis er das Gleichgewicht verliert, und bewegen ihn dann wieder zurück zu dem letzten Stützpunkt. Das Erschaffen findet vorort statt.

Wie eine Performance?
Ja. Ich gehe auf sehr empirische Weise mit Grenzen um. Und nachdem wir das richtige Gleichgewicht für die Skulptur gefunden haben, sichern wir sie aus Sicherheits- oder Haftungsgründen, aber das sehe ich dann bloß als Konsolidierung.

Kommt Mathematik ins Spiel?
Ich verwende einen eher empirischen Zugang, um zu verstehen, wie sich Materialien verhalten und reagieren. Wie sich Gewicht verhält, im Sinne der Schwerkraft. Aber wenn ich eine Skulptur im Studio fertiggestellt habe, rufe ich oft einen Ingenieur, damit er berechnet, ob diese auch verkehrssicher ist. Es ist schon komisch, denn ein Architekt würde genau umgekehrt arbeiten. Man könnte sagen, dass ich die Architektur auf den Kopf stelle.

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Für manche dieser Skulpturen verwendest du Steine, die du am Ausstellungsort findest. Du bringst sie nicht aus Guadalajara mit – warum?
Einerseits gibt es den offensichtlichen Grund, ressourcenschonend vorzugehen und schwere Steine nicht mit dem Flugzeug zu transportieren. Aber es ist mehr als nur das: Ich finde es konzeptionell spannend, Besonderheiten zu entdecken. Wir mögen zwar denken, ein Stein sei nur ein Stein, aber das stimmt einfach nicht. Steine haben die Genealogie ihres Ursprungsortes in sich eingeschrieben, sie sind Verwahrer jahrtausendealter Geschichte. Sie vermitteln einen Geist, den ich gerne anzapfe.

Nach einer Ausstellung bringst du manchmal die verwendeten Marmorplatten in den Steinbruch zurück. Hört dein Werk nicht zu existieren auf, wenn du es auseinandernimmst?
Meine Skulpturen sind konzeptionelle Konstruktionen. Diese Marmorplatten oder Glasscheiben sind nur solange ein Kunstwerk, solange sie miteinander performen, in einer bestimmten Position, in einer bestimmten Verbindung zueinanderstehen. Wenn man sie auseinandernimmt, wird die Skulptur wieder nur zu einer Marmorplatte oder einer Glasscheibe. Das Glas könnte für ein Fenster verwendet werden, der Marmor könnte in einem Badezimmer landen … Nur wenn diese Teile zusammengesetzt werden und eine spezifische Aufgabe erfüllen, entsteht das Kunstwerk: Das meine ich, wenn ich von einer Skulptur als einem Ereignis spreche.

Geht es also mehr um den Akt der Erschaffung als um die Materialien, die du verwendest? In dem Sinne, in dem auch ein Flaschenhalter Kunst sein kann?
Genau! Meine Skulpturen haben viel mit Duchamps Idee des Readymade zu tun. Sie sind Kunst, weil sie in diesem Moment Kunst sind. Je nachdem, wie Objekte zusammengesetzt sind, können sie unterschiedliche Ideen darstellen. Dies führt zu der Idee des Künstlers als erfahrenem Transformator von Dingen. Die Skulptur ist nicht dieses eine bestimmte Stück Marmor, Glas oder Stein, sondern die Art und Weise, all diese Elemente miteinander zu verbinden. Das bedeutet, dass ich sie wieder herstellen kann. Es wird sich um die gleiche Skulptur handeln, weil das Dispositiv dasselbe ist.

Aber solltest du selbst die Skulptur wieder zusammensetzen, oder könnte es irgendjemand anderes tun?
Im Prinzip jeder! Ich erstelle sehr spezifische Anleitungen, wie meine Skulpturen zu konstruieren sind. Sie ähneln ein wenig Ikea-Gebrauchsanweisungen, und ich nehme step by step Tutorials auf … Meine Arbeit ist eine Blaupause, und die sich daraus ergebenden Skulpturen können auch noch in hundert Jahren von Menschen gemacht werden, die ich nicht kenne. Aber es wird sich immer noch um „meine“ Kunst handeln.

Objet du voyageur (The traveler’s item), 2021, Beton und Metall, mit freundlicher Genehmigung des Künstlers und Sean Kelly, New York, Foto von Agustín Arce © 2021

Zu deinem Oeuvre gehören auch die Cutouts: von dir bearbeitete Bilder von bekannten Gemälden, denen ein Schlüsselteil fehlt. Beziehst du dich damit auf deine kunsthistorischen Recherchen?
Ja. Ich habe viele Kunstbücher gelesen, und überall waren diese Bilder über Kunst und Kunstgeschichte. Ich fing an, diese Bilder auszuschneiden, sie zu scannen und ihre Größe zu verändern, mit ihnen zu arbeiten. Sie sind ein wichtiger Teil meiner Praxis, weil sie meine Recherchen sichtbar machen.

Sprechen wir über deine Cutouts zu dem berühmten Motiv der Demoiselles d’Avignon. Siehst du dich damit in einer Tradition, die mit Delacroix beginnt und Picasso und Liechtenstein inspirierte?
Absolut. Als ich am Anfang Bilder von Kunstwerken betrachtete, war es einfach eine Freude, mehr über die jeweiligen Künstler oder Bildhauer zu lernen. Später wurde mir klar, dass viele Künstler genau dasselbe getan haben: sich mit dem Werk anderer Künstler auseinanderzusetzen, es neu zu interpretieren. Dies brachte mich dazu, mich auf die Bilder genau dieser Künstler zu konzentrieren, um eine gewisse Kontinuität zu schaffen. Wie etwa Liechtenstein, der Comics verwendete, oder Richard Prince, der sich Cowboys und den Marlboro-Man aneignete, oder Picasso, der sich immer wieder auf die Kunstgeschichte bezog.

Manche Leute fragen sich vielleicht, was deine Cutouts eigentlich mit deinen Skulpturen zu tun haben …
Nun ja – sie wurden von derselben Person geschaffen! Aber Spaß beiseite: Die Cutouts haben durchaus einen Bezug zu meinen Skulpturen. Diese befinden sich ja in einer prekären Balance, und jeder kann sich vorstellen, was passieren würde, wenn sie auseinanderfielen. Bei den Cutouts geht es ganz genauso um Vorstellungskraft. Denn es handelt sich ja um ein bekanntes Bild, dem ein Teil fehlt – und so versucht man automatisch, diese Lücke zu ersetzen. Entweder dank des eigenen Gedächtnisses, da man das Bild kennt, oder eben durch die eigene Vorstellungskraft, weil man sich fragt, was da fehlen könnte. Das Kunstwerk als Dispositiv zu benützen, um den Geist und die Vorstellungskraft der Menschen anzuregen – das ist genau das, was ich mache. Und es ist im Prinzip egal, ob das durch ein Cutout oder durch eine Skulptur geschieht.

2022 hast du bei der Biennale von Lyon neue Skulpturen vorgestellt, die teils aus Möbeln bestanden. War es das erste Mal, dass du damit gearbeitet hast?
Ja, was die Schaffung von prekärer Balance mit Objekten betrifft, war es das erste Mal. Ich denke, dass die Kuratoren der Biennale genau diese Arbeiten ausgesucht haben, weil sie sie während der Pandemie gesehen haben. Das traf einen Nerv, denn unsere Interaktionen mit unserer eigenen Umgebung waren ja so eingeschränkt damals. Man konnte sich nur mit den Objekten beschäftigen, die einen umgaben, und so endeten auch diese sehr häuslichen Objekte in meiner ausgestellten Arbeit.

10 JD 22 Biennale de Lyon 1 Photo Blaise Adilon

La science, comme la réalité, reste platonicienne, 2022,Beton, Holz, Steine und Ratschengurt, Installationsansicht auf der 16. Biennale de Lyon, FR, mit freundlicher Genehmigung des Künstlers und der Biennale de Lyon, Foto von Blaise Adilon © 2022

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Wie ist es dir während der Lockdowns ergangen?
Mir ist bewusst, dass es viele Menschen schwer hatten, aber meine persönliche Erfahrung war freudiger. Mit meiner Frau und Tochter habe ich mich in mein kleines Haus, das etwa zwei Stunden von Guadalajara entfernt im Nirgendwo liegt, zurückgezogen – und es war großartig. Es fühlte sich wie ein Geschenk an, meine Gewohnheiten ändern zu müssen. Anfangs jedoch war ich besorgt, denn in einer apokalyptischen Situation wird die Kunst irrelevant. Aber dann überlegte ich, dass ich hier oben als Bauer arbeiten könnte, das gab mir Sicherheit.

Du sagst, du seist besorgt gewesen, dass Kunst irrelevant werden könnte. Hat du deshalb kürzlich das Medium NFT ausprobiert?
Eigentlich geschah das aus reiner Neugier. Und um ehrlich zu sein – ich habe es nicht sehr gemocht. Wahrscheinlich bin ich immer noch ein Anhänger der analogen Kunsterfahrung … Trotzdem sehe ich NFTs als ein interessantes Medium, das mehr Möglichkeiten bietet, Kunst zu erleben. Da Kunst ihre Zeit widerspiegelt – und das tut gute Kunst immer – wollte ich sehen, was unser digitales Zeitalter so hervorbringt. Und der einzige Weg, das herauszufinden, war, es selbst auszuprobieren! Aber NFTs befinden sich immer noch in einem frühen Stadium ihrer Entwicklung, sie werden bestehende Kunstformen nicht ersetzen. Und wenn man an den hohen Energieverbrauch denkt, den ihre Prägung verbraucht, so geht sich das für mich nicht aus. Daher wird mein NFT wahrscheinlich ein Unikat bleiben.

Also keine NFTs mehr, aber natürlich wird es weiterhin Cutouts und Skulpturen geben. Wie entscheidest du, welches Medium das Beste ist, um deine Ideen umzusetzen?
Es ist eine sehr intuitive Entscheidung. Ich verfolge keinen besonderen Plan, geschweige denn eine Strategie. Es ist einfach ein organischer Prozess, der von meinem Interesse geleitet wird, ich weiß nie genau, was passieren wird …

Das klingt ja schon fast unorganisiert, aber ich vermute, dass du genau das Gegenteil bist?
Ja! Wenn Menschen zu einem Atelierbesuch vorbeikommen, bemerken sie oft – es ist immer derselbe Kommentar, und eigentlich ein Irrglaube – wie organisiert es in meinem Studio aussieht! Manchmal weiß ich nicht, ob das ein Kompliment oder ein Vorwurf ist. Aber Künstler müssen organisiert sein! Alle Fachleute wissen das.

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Du lebst und arbeitest nach wie vor in deinem Heimatort Guadalajara. Nun, da du ein international gefragter Künstler bist: Hast du nie daran gedacht, wegzuziehen?
Gute Frage – sogar hier fragen mich die Leute, warum ich nicht wenigstens in Mexiko City lebe. Aber in meinem Heimatort finde ich viel Ruhe, Rückzugsmöglichkeiten und Freizeit. Guadalajara mag in vielerlei Hinsicht eine hässliche Stadt sein, aber ich mag sie, und auch die Art und Weise, wie ich hier arbeite.

Würdest du deine Arbeit als mexikanisch bezeichnen?
Auf den ersten Blick sieht meine Arbeit wohl nicht mexikanisch aus, weil sie nicht folkloristisch ist. Trotzdem denke ich, dass sie in ihrer Seele und in der Art, wie ich sie herstelle, sehr mexikanisch ist. Denn in meinem Land sind die Leute erfinderisch. Das müssen sie, denn hier sollte man jederzeit dazu bereit sein, Dinge selbst zu machen, wie zum Beispiel einen Fernseher zu reparieren. In dieser Hinsicht ist meine Arbeit definitiv sehr mexikanisch.

Abgesehen von den erfinderischen Mexikanern, wer inspiriert dich?
Das ist eine schwierige Frage, weil es sich immer wieder ändert. Zum Beispiel haben mich Helio Oiticica, Robert Smithson, Hilma af Klint, Lygia Pape, Sol LeWitt oder Gordon Matta-Clark sehr inspiriert. Dann gibt es Pierre Huyghe; generell verfolge ich, was Künstler meiner Generation so an interessanten Dingen machen.

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Erzähle mir von deiner neuesten Serie, den Kreisbildern.
Als ich noch ein Kind war, malte ich die ganze Zeit. Aber als ich mich dazu entschloss, ein ernstzunehmender Künstler zu werden, verwarf ich die Malerei, denn sie war mit dem verbunden, was ich als Kind getan hatte. Heute jedoch, nach 20 Jahren als professioneller Künstler, sehe ich das anders. Als ich während der Pandemie nicht in meinem Studio arbeiten konnte, blieb mir nur das Malen. Dann spielte ich mit meiner Tochter dieses Spiel, im Zuge dessen wir den perfekten Kreis zeichnen wollten. Das ist übrigens fast unmöglich! Ich begann, dazu zu recherchieren, und stellte fest, dass es den Kreis in der Malerei quer durch die Jahrhunderte schon immer gibt. Er stellt das perfekte Gleichgewicht dar, was wiederum stark mit meiner Arbeit zusammenhängt. Und so begann ich fast unbewusst wieder mit dem Malen.

Und damit wirst du weitermachen?
Ja! Weil der Kreis niemals endet. Ich erwarte, für immer zu malen.

Untitled (Femme assise au chapeau plat), 2019, Archivpigmentdruck, mit freundlicher Genehmigung des Künstlers und der OMR-Galerie, Mexiko-Stadt, Foto von Agustín Arce © 2019

Untitled (Drowning Girl), 2020, Archivpigmentdruck, mit freundlicher Genehmigung des Künstlers und der König Galerie, Berlin, DE, Foto von Agustín Arce © 2021

09 JD 13 05 A Photo Agustín Arce

Untitled, 2013, Archivpigmentdruck, mit freundlicher Genehmigung des Künstlers und Travesía Cuatro, Madrid, SP, Foto von Agustín Arce © 2021

Interview: Alexandra Markl
Fotos: Agustín Arce

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