Im Umgang mit verschiedensten Ausdrucksformen reflektiert der Schweizer Künstler Lori Hersberger in seiner Kunst die Verhältnisse von Realität und Illusion, Raum und Architektur sowie die Dialektik von Zufall und Absicht. Seine Werke balancieren zwischen Destruktion und Stabilität und treiben Farbigkeit und Atmosphäre in leuchtende Extreme. Seit jeher beschäftigt sich Hersberger phasenweise mit unterschiedlichen Kunsttechniken, ohne jemals den Zusammenhang zu seinem Œuvre aus den Augen zu verlieren.
Lori, wir sind hier in Wädenswil, einem kleinen Schweizer Ort in der Nähe von Zürich. Du bist in Basel geboren, hast dort deine Jugend verbracht, lebst und arbeitest aber seit bald zwanzig Jahren in Zürich. Was hält dich als renommierten Künstler, der international arbeitet, in der Schweiz?
Ich war nicht ausschließlich hier, sondern habe zwischendurch mehrere Jahre in Berlin gelebt und gearbeitet; bin zeitweise als junger Kunststipendiat in Paris und London gewesen. Das war ein Ausprobieren. Ich gehöre zu einer Generation von Künstlern, die schnell realisierten, dass regionale Wertschätzung und Sammler vor Ort auf lange Sicht nicht ausreichen. Eigentlich musst du dir als Künstler schon überlegen, wie der internationale Kontext ist, bevor du überhaupt anfängst im Kleinen zu arbeiten. Ich hatte aber natürlich auch Momente, wo es mir gereicht hat und ich weg musste. Schlussendlich bin ich ein Künstler, der im Atelier zum Kunstwerk findet, der Ideen aus der Arbeit zieht. Ich finde sie im Prozess und aus der Erinnerung. Die Schweiz, insbesondere Zürich, bietet viel.
Dein Atelier ist also mehr als eine reine Produktionsstätte. Es ist groß und lichtdurchflutet. Was ist essenziell für dich am Raum, in dem du arbeitest?
Mein Atelier kann man auch als einen Umschlagplatz für Ideen und Waren sehen, es ist der Ort, wo ich versuche, einem gewöhnlichen Material einen gewissen Zauber einzuhauchen. Das Atelier ist meine Welt und gibt mir alle Freiheiten, die ich brauche. Es ist das Theater, das ich selbst kreiert habe: Hier bin ich Hauptdarsteller, Regisseur und Zuschauer in Personalunion. Genau das erlaubt es mir, meine Regeln zu bestimmen und ihnen zu folgen, meine Zeit bedeutungsvoll zu gestalten, mich mit mir selbst auseinanderzusetzen. Wichtig sind mir vor allem das Licht, die Größe, die Stille und die Akustik. Ich brauche Platz und durchdachte Logistik. Ich möchte mich nicht einschränken lassen, weil mein Bild größer als der Ausgang ist. Da ich mit einer breiten Palette an Kunstmedien arbeite, muss der Raum vielen Wünschen genügen.
Da sind wir schon bei einem wichtigen Punkt: Du lässt dich nicht einfach kategorisieren. Du arbeitest mit einer ganzen Menge verschiedener Medien. Angefangen hast du einst mit Videoarbeiten, heute gibt es Stahlskulpturen, Installationen mit Neonlicht und Malerei von dir. Was möchtest du mit dieser Vielfalt erreichen?
Die freie und uneingeschränkte Wahl der Mittel ist eine der wichtigsten Voraussetzungen für einen Künstler. Wenn man bedenkt, dass ich seit über 25 Jahren als Künstler tätig bin, dann ist die Reichweite der Ausdrucksformen eigentlich gar nicht so groß. Ich re-inszeniere vielleicht eine bereits „historische“ Installation mit Video in einem institutionellen Rahmen nach Bedarf noch einmal, doch diese Werkgruppe habe ich beispielsweise bereits 1998, also vor 20 Jahren, abgeschlossen. Um in den Relationen zu bleiben: Ich arbeite wohl mit verschiedenen Medien, dies aber nicht andauernd und fast nie gleichzeitig. Es ist absolut nicht so, dass ich ständig alles verlasse. Vielmehr gibt es Phasen, wo ich verstärkt verschiedene mediale Körper bearbeite, um nicht in der Routine hängenzubleiben und stets wieder von Neuem an ein Medium herangehen zu können. Damit ein Medium nicht zum Pferdefuß wird, ist es für mich interessant, eine Dynamik innerhalb verschiedener Ausdrucksformen als Triebfeder zu besitzen. Ich bin Maler und Bildhauer. Ich habe nichts gegen Begriffe wie Multimedia- oder Installationskünstler, aber wenn man es herunterbricht aufs Wesentliche, dann existieren in der Kunst letztlich nur Malerei und Skulptur. Alles ist letztlich Malerei oder Skulptur.
Wie hast du dann doch zur Malerei gefunden?
Ende der 1990er-Jahre vollzog ich einen richtigen Paradigmenwechsel, weg von elektronischen Medien hin zu den klassischen Ausdrucksformen wie die Malerei und später über das Material zur plastischen Arbeit. Ich hatte aufgrund meines Elternhauses einen ausgesprochen frühen Zugang zur Kunst, habe früh realisiert, dass ein Kunstwerk auch zur Handelsware verkommen kann. Die Malerei war für mich Anfang der Neunzigerjahre so ungefähr das Allerletzte. Deshalb kam die Malerei für mich erst mal gar nicht infrage. Der Anspruch des Unikats allein war mir – vorerst – nicht ausreichend. Heute sehe ich das anders.
Du hast schon seit längerer Zeit keine neue Malerei mehr ausgestellt. Die hier im Atelier stehenden Leinwände sind entweder ältere, noch nicht abgeschlossene oder neue, gerade erst begonnene Werke. Wenn du so eine lange Pause in der Malerei einlegst, wo knüpfst du dann an? Die Prozesse deiner Kunstschöpfung können sich ja auch ändern.
Ja klar. Die Malerei ist ein Bereich, in dem ganz spezifische, medienimmanente Probleme zu bewältigen sind, während im Bildhauerischen, im Dreidimensionalen wieder ganz andere Herausforderungen anstehen, welche zu lösen sind. Beide Ausdrucksformen können, bei aller Verschiedenheit, allerdings nie ganz voneinander losgelöst betrachtet werden. Aber im Kopf habe ich nie wirklich aufgehört zu malen. Doch ich warte momentan, bis ich mir im Klaren bin, wohin es geht und wann ich damit an die Öffentlichkeit gehen will. Womöglich kann das noch dauern.
Ein innerer Konflikt: Ich möchte wieder malen, aber vielleicht bin ich noch nicht dort?
Solche Fragen stellen sich natürlich ständig. Habe ich noch zu viele andere Interessen, die mich davon abhalten, das ernsthaft zu verfolgen? Inwiefern komme ich damit weiter?
Deine verwendeten Medien haben in sich allerdings auch ganz andere Ansprüche. Wie gehst du damit um?
Welche Ansprüche? Theoretisch könnte ich alles machen. Ich mache zu lange Kunst, um einfach etwas auszuprobieren, und dann wird schon etwas damit passieren. Mein Œuvre ist durchgearbeitet, ich überlege mir sehr genau, was da noch dazukommen soll. Die Frage der Zeitlosigkeit ist mir schon sehr wichtig. Schlussendlich läuft es doch darauf hinaus, eine eigene Sprache zu entwickeln, egal in welchem Medium.
Warum ist die Malerei für dich heute als Ausdrucksmittel noch tauglich?
Malerei ist deshalb interessant, weil ihre Struktur – Leinwand, Farbe – technisch unkompliziert ist, im Unterschied zu den grenzenlosen Ausdrucksmöglichkeiten, welche sie bietet. Je limitierter die technischen Mittel, je mehr Optionen eröffnen sich. Die Möglichkeit der Malerei besteht eigentlich darin, dass sie letztlich unmöglich bleibt. Dieses Verhältnis macht die Malerei so bedeutend und attraktiv. Essenziell scheint mir auch, immer eine gewisse Demut vor der Kunst zu bewahren. Jeder, der ein Bild malt, steht irgendwie ja noch mit Michelangelo in Verbindung.
Wenn man sich hier so umschaut, fällt vor allem eines auf: Deine Arbeiten strahlen. Da gibt es spiegelnde oder glänzende Flächen, fluoreszierende Farben auf Leinwänden – eine Vielfalt von verschiedensten Oberflächen.
Oberflächen sind faszinierend, weil sie zugleich banal wie auch tiefgründig sein können. In ihnen oder hinter ihnen steckt immer auch das Andere, vielleicht sogar sehr Tiefgründiges. Für mich repräsentiert die Oberfläche in gewisser Weise alles und nichts, sie kann Wahrheit und Täuschung zugleich sein. Oberflächen können anziehen, befriedigen und zugleich abstoßen. In der bildenden Kunst, wo das Visuelle herrscht, verkörpern die Oberflächen sicherlich die unmittelbarsten Botschafter für den Einstieg zu Sinnen und Eindrücken des Betrachters.
Es ist das, was man gleich mit einer gewissen Haptik verbindet?
Das Taktile ist bestimmt auch ein Teil der Faszination, natürlich. Doch als Botschafter besitzen Oberflächen auch einen imitativen, simulativen Charakter. Jeder Künstler muss sich bewusst sein, dass die „Haut“ seiner Kunst eine Sphäre schafft, welche die Wahrnehmung eines Werkes erst mal in eine bestimmte Richtung leitet. Später, zeitlich versetzt, wird sie wieder in einen Zusammenhang mit den semantischen Deutungen und persönlichen Absichten gestellt.
Sobald deine Werke dem Publikum zugänglich sind, laufen diese Deutungen ab, ohne dass du wirklich Einfluss darauf hast. Inhaltliche Interpretationen werden vom Betrachter formuliert. Wie gehst du mit Beschreibungen um, die du vielleicht in dieser Form nicht im Sinn hattest?
Ich glaube, der Betrachter kann immer auch inhaltliche Interpretationen liefern, aber er ist meist nicht wirklich mit der Materie vertraut. Eine qualifizierte Interpretation ist daher nur über Wissen und entsprechende Erfahrung zu erreichen, wenn es denn dem Interpretierenden um mehr als um die Bedeutungshoheit über ein Werk gehen soll. Ein Künstler ist ein Fährtenleger. Der Inhalt seiner Kunst generiert sich aus dem Material und nicht umgekehrt. Es gibt im Grunde fast keinen Inhalt in einem Kunstwerk, und wenn, dann ist dieser Anteil ziemlich klein. Der Betrachter sucht immer Zeichen, und über die Sprache soll artikuliert werden, was des Pudels Kern ist. Doch während das Kunstwerk eine Tatsache darstellt, weil es ganz unmittelbar und überprüfbar bleibt, sind inhaltliche Interpretationen auf das Spekulative, die Sprache begrenzt.
Du versuchst also keine formalen Hinweise oder Interpretationsmöglichkeiten zu formulieren?
Doch, dies geschieht in der Regel über den Titel, den ich dem Kunstwerk gebe. Ohne diesen Kommentar von meiner Seite fehlt zur Interpretation eines Werkes und meiner Absicht immer ein erheblicher Teil. Die Ironie des Titels muss man berücksichtigen. Das Querformat stellt immer bereits Landschaft dar, ein Hochformat immer irgendwie schon Figur. Darum kommen wir als Maler schlecht herum. Aber es gibt verschiedene Spielarten. Dieses Zusammenspiel von Form und Inhalt ist vielleicht nur als Andeutung dabei. Dadurch gibt es ein Potenzial auch heute noch, bereits ausgiebig bearbeitete Medien weiterzuführen. In welche Richtung ich das ziehe, bleibt mir selbst überlassen. Im Wesentlichen verlange ich das Abenteuer.
Du konfrontierst deine Betrachter teils ziemlich brutal mit deinem Werk und sich selbst, etwa in deinen Spiegelarbeiten.
Absolut, es ergibt sich bei meinen großen Arbeiten ein klaustrophobischer Effekt. Doch der Spiegel wirft für den Betrachter zunächst die Frage auf: Bin ich ein Unikat, oder gibt es noch eine Kopie, die mir verdammt ähnlich sieht? Und wenn, gibt es dann endlose Kopien von mir? Durch die Verwendung von Spiegeln konnte ich die Frage um die Form des Unikats noch mal zur Disposition stellen: als Groteske. In meinen Spiegeln kann sich der Betrachter bewusst werden, dass er Teil eines Kunstwerks ist, wenn auch nur flüchtig.
Mit den Spiegeln entfernst du dich vom klassischen Konzept eines Bildträgers. Was ist für dich dabei ausschlaggebend?
Der Einbezug des realen Raumes, der Architektur, ist ganz entscheidend. Genau betrachtet, steckt in der Wirkungskraft des Spiegels auch ein Versuch, die Idee des Endgültigen, des Wahrhaftigen zu zerstören. In der Malerei habe ich nach einer radikaleren Oberfläche gesucht, einem Ersatz für die weiße Farbe der Leinwand, nach einem Bildträger der noch weniger Eigenschaften besitzt. Deshalb habe in den Jahren von 2000 bis 2007 auf verspiegelte Bildträger gemalt.
Du arbeitest viel mit intensiven Farben. Bei deinen Lichtskulpturen aus Neon genauso wie in deiner Malerei springen einem Extreme entgegen. Zumindest die angesprochene Übertreibung ist eindeutig.
Ich verwende diese Tagesleuchtfarben seit Ende der Neunzigerjahre. Sie stellen die artifizielle Form einer Farbe dar, die ursprünglich von der Natur herkommt. Leuchtgelb ist immer noch Gelb, gemäß der klassischen Farbsymbolik bleibt der Verweis zur Sonne und somit zum Göttlichen. Letztlich erzeugt die Leuchtfarbe eine Künstlichkeit, die fast auf hysterische Weise das Urbane und Chemische zu repräsentieren vermag. In der Übertreibung ist sie auch gleichzeitig eine Karikatur, ein Zerrbild von Farbe. Fluoreszierende Farben versprühen den Charme des Überflüssigen, des Hybriden, weil sie einerseits billig wirken können und zugleich pure Kunst sind, etwas Erhabenes, Weltfremdes ausstrahlen.
Wie verdichtest du diese komplexen Ideen in neuen Arbeiten? Bist du ein spontaner Künstler?
Ich versuche natürlich immer, so spontan wie möglich an einen neuen Gedanken oder eine neue Option heranzugehen. Doch gleichzeitig kann ich ohne Ratio keine neuen Wege einschlagen. In dieser Dialektik stehen die Werkserien um die Deformation von Stahlkörpern durch Luft. Dort wird dem geschlossenen Volumen die Luft entzogen, bis der luftdicht geschweißte Körper augenblicklich einknickt. Es ist ein riesiger Aufwand in der Vorbereitung bis zum Finale, wo in einem einzigen Moment die Sache entschieden wird.
Das ist ein Spiel mit dem Zufall, den du nur bedingt beeinflussen kannst.
Es ist eine Romanze zwischen Zufall und Absicht. Glück und Kontrolle sind zu beiden Teilen wichtig. Der Zufall allein führt mich nicht zum Ziel, es gibt im Verlauf der Prozesse zu viele Absichten und stets neue Erkenntnisse. Darum bearbeite ich im Malprozess auch meist viele Leinwände gleichzeitig, manchmal mehrere Dutzend. Wenn ich male, generiere ich multiple Entwürfe, die sich in Kaskaden endloser Möglichkeiten und Varianten verlieren, wie in einem Rausch. Dann wird das Malen zum Denken. Mit der Arbeit an einem einzigen Bild würde ich die notwendigen Prozesse nie aushalten. Die Befürchtungen um ein Scheitern hielten mich schon zu Beginn davon ab, mutige Schritte zu vollziehen.
Wie weißt du, dass der Punkt gekommen ist, an dem ein Werk fertig ist?
Den Endpunkt zu finden, wo ein Werk fertig sein soll, ist vielleicht das Schwierigste am kreativen Prozess. Es gibt keinen Zeitplan, auf den man zählen kann. Anzufangen ist eigentlich schon schwierig genug, denn da muss man ja bereits Befürchtungen und Ängste überwinden. Aber die fertige Form zu deklarieren, das ist noch viel schwieriger. Bei den durch Luft deformierten Stahlobjekten fällt der Moment des Eingriffes mit dem finalen Ausdruck des Kunstwerkes zeitlich zusammen. Diese Feststellung des Abschlusses im künstlerischen Prozess ist ein beabsichtigter und wichtiger konzeptioneller Teil meiner Werke.
Was muss Kunst bei dir auslösen, damit sie funktioniert?
Sie muss Kontraste und Widersprüche des Überflüssigen aufzeigen. Kunst elektrisiert mich immer dann, wenn sie großartig und zugleich lächerlich sein kann. Ich glaube, dass Kunstwerke, die mit sehr großen Ansprüchen daherkommen, bereits schon im Lächerlichen angekommen sind. Ein Werk, welches diese Widersprüche nicht aushält oder sie zu hinterfragen versucht, kann für mich schnell an Bedeutung verlieren. Die Zeit ist die größte Kondition des Lebens, und die versucht der Künstler letztlich zu überwinden. Mein Credo lautet: Der Künstler darf sich nicht von der Kunst ausbeuten lassen, er muss die Kunst ausbeuten.
Die Zeiten in der Kunstwelt ändern sich auch. Der Verkauf läuft immer mehr auch über digitale Plattformen. Wie siehst du die Zukunft?
Der qualitativ hochstehende Kunstmarkt funktioniert immer noch so, dass Galerien in ihren Räumen die Waren zeigen, wie das die Kunstmessen zu großen Veranstaltungen tun. Daran wird sich kurzfristig wohl nicht viel ändern. Aber ich glaube, dass die bisherigen Modelle früher oder später an ihre Grenzen stoßen werden. Wer schafft es hier, gute Ideen zu entwickeln? Als Galerist sollte man sich im Klaren darüber werden, ob es tatsächlich erstrebenswert ist, sich Superlative zum Ziel zu setzen. Ich könnte mir vorstellen, dass man in Zukunft mit mehr Präzision in der Qualität und mit mehr Blick auf Authentizität erfolgreicher sein dürfte.
Authentizität wird vor allem am Original sichtbar. Du denkst also nicht, dass sich der Verkauf rein auf die Online-Vermarktung einstellen wird?
Das Verhältnis zwischen Künstler und Galerist ist bekanntlich oft prekär und schwierig. Daher wird es durch die digitale Vernetzung irgendwann ein Umdenken im Vertrieb geben. Ich könnte mir durchaus vorstellen, dass sich andere Vermarktungsformen etablieren werden, wie beispielsweise die direkte Selbstvermarktung der Künstler. Die Nachfrage wird entscheiden, in welche Richtung es künftig geht.
Was möchtest du für dein Œuvre noch tun?
Ich glaube, dass man erst nach dem Ende eines Künstlerlebens wirklich einschätzen kann, was auch über die eigene Beurteilung hinaus Bedeutung erlangen kann. Erst dann wird man sehen, was geleistet wurde. Der größte Erfolg eines Künstlers besteht deshalb auch nicht darin, wie teuer seine Werke gehandelt werden, sondern ob er seinen künstlerischen Weg zu Ende gegangen ist. Das Ziel ist immer Selbstbestimmung und Freiheit. Auch wenn diese Ideen letztlich Illusionen bleiben und niemals erreichbar sind, ist dies der Hintergrund meines Tuns. Wäre die Kunst nicht auch eine Art Selbstmedikation oder würde sie mir nicht zu Erkenntnissen zu meiner Existenz oder meinem Sein helfen, hätte ich Mühe mit der Motivation.
Interview: Lisa Thalmeier
Fotos: Michael W. Kimmel